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Heilsame Impulse

Von der Weisheit des Regens

Der Philosph Alan Watts unterhielt sich mit einem japanischen Zen-Meister über den Sinn und Unsinn der Übersetzung von Zen-Büchern ins Englische. Es bestünde kein Grund, sagte der Meister, man könne ebenso die Bibel, Alice im Wunderland oder ein Wörterbuch übersetzen – alle würden ebenso den Geist des Zen erfassen, denn:

Der Klang des Regens bedarf keiner Übersetzung.

Zen Weisheit

Welch wunderschöner Ansatz – der im Grunde jedes spirituelle Buch überflüssig macht? Auch jeder Satz in diesem Blog ist überflüssig? Doch da ist viel Wahres dran. Wenn ich über den Regen schreibe, kann ich nur die Geschichte weitergeben, die er mir erzählt. Nur das was ich interpretiere. Und jeden, der die liest, führt es wiederum nur dort hin, wo ich gerade stehe. Aber ist meine Wahrheit auch deine Wahrheit?

Der Regen ist doch so viel mehr als nur der Tropfen, der auf meiner Nasenspitze zerspringt. Der Regen ist das Prasseln eines Unwetters ebenso, wie der Duft der feuchten Luft nach einem Sommerregen – und die zauberhafte Stille, wenn eine Schneedecke die gesamte Landschaft leise schlafen legt. Der Regen ist ein Glas voll Wasser ebenso, wie die Tiefe des Ozeans. Der Regentropfen auf meiner Nase kennt die Weite des Himmels und der Wolken ebenso, wie den dunklen Schoß des Berges, dessen Quelle er einst entsprang. Der Regen kennt das freudige Lachen von Kindern, die auf einem zugefrorenen See Schlittschuh laufen ebenso, wie die verzweifelten Schreie eines Ertrinkenden. Das alles und noch viel mehr ist der Regen. Und mir erzählt er nur einen winzigen Bruchteil von dem, was er ist, was ihn ausmacht.

Wenn du den Regen verstehen willst, kannst du ihn nicht in Büchern studieren. Du musst ihn spüren, du musst in ihn eintauchen. Du musst den Verstand ausschalten und in ihm tanzen – mit ihm tanzen. Dann wirst du etwas erfahren, was vielleicht nur dich betrifft, doch was ganz sicher jenseits von allem Wissen ist: die reine, pure Weisheit. Und Weisheit wirst du niemals durch Bücher erlangen, sondern nur über das Erleben selbst.

Die Weisheit des Lebens ist: das Leben leben.

Der Waldflüsterer
Zitate & Weisheiten

Vom Wetter und der Achtsamkeit

„Solch ein Wetter mag ich gern“, sagt Madita. Eigentlich mag sie jede Art von Wetter gern. Aber meistens ist ja das Wetter so, dass man es gar nicht merkt! Es ist eben nur da. Aber dieses Wetter hier, das merkt man. Es ist schön!

Astrid Lindgren

Gibt es eigentlich wirklich gutes und schlechtes Wetter? Oder ist das Wetter einfach Wetter und gut oder schlecht ein Geisteszustand? Denken sich Reh, Wildschwein oder Fuchs morgens: „Oh nee, was für ein Sch****-Wetter!“? Und selbst wenn, würde es etwas ändern?

Das Wetter ist einfach wie es ist. Unsere Bewertung und unser Denken werden daran nichts ändern. Wenn wir aber den Blickwinkel ändern, ändert sich die ganze Welt. Wenn wir während des Spaziergangs oder morgens einfach mal innehalten, durchatmen und das Wetter ganz neutral betrachten.

Die klirrende Kälte des Morgens, die unseren Atem in magische Wölkchen verwandelt… Der Wind, der uns beim Umstreifen zeigt, wo wir beginnen und wo wir aufhören… Der Regen, der die Erde so wundervoll lebendig duften lässt… Die Regentropfen, die von den Bäumen fallen und lauschend bei geschlossenen Augen eine klingende Karte des Waldes zeichnen…

So viele kleine Wunder, die in jedem Wetter stecken. Gut verborgen im jetzigen Moment – weit jenseits von „gut“ oder „schlecht“.

Zitate & Weisheiten

Vom Loslassen und Finden

And into the forest I go, to lose my mind and find my soul.

John Muir

In den Wald gehen und den Verstand verlieren? Das klingt für die meisten von uns wohl ehr beängstigend. Grade der Verstand, der doch alles ist? Doch vielleicht ist der Verstand manchmal auch einfach nur Ballast? Denken macht alles so kompliziert – ständig irgendwelche Entscheidungen treffen, abwägen, bewerten…

Wenn wir in der Natur unterwegs sind, stellt sich nach einer gewissen Zeit bei den meisten der Effekt ein, dass der Alltag, die Sorgen und die Probleme ganz weit weg sind. Das Denken verliert an Bedeutung, der Moment selbst gewinnt an Präsenz. Der kreisende Bussard am Himmel, der kleine Mistkäfer, der vor uns über den Weg krabbelt, all das war vorher unsichtbar und nun holt es uns in die Magie des Augenblicks. Und damit raus aus dem Kopf in die wahre Verbindung, zu Intuition, zum Fühlen.

„…to lose my mind and find my soul.“